Hallo Mathias,
zur Lautstärke: 69dB sind schon sehr, sehr leise für einen Kompressor. Ich habe den Silent6 von Aerotec, der liegt auch so bei 66-69dB, dabei kann man sich schon weiterunterhalten und den auch mal abends in der Wohnung laufen lassen, wenn er nicht direkt auf dem Boden steht. Flüsterleise ist natürlich ein Werbeschlagwort, aber in Relation kommt es schon hin. Mein aktuelles Modell 96dB, ist dennoch ein Riemenantrieb mit doppelstufigem Verdichter und niedriger Drehzahl. Aber bei der Leistung ist er halt wieder lauter...
Zum Puffer: Klar kann man verschiedene Druckbehälter als Puffer nutzen, Gasflaschen sind aber übertrieben. Die sind für Drücke über 200bar ausgelegt (zumindest technische Gase wie Argon, Helium, Wasserstoff, Mischgase), im Verhältnis dazu sehr viel Gewicht (=Material) und relativ wenig Volumen. Am ehesten käme man noch mit Propanflaschen hin.
Wenn ich aber schaue, wieviel ein Druckluftkessel aus dem Lkw- oder Unimogbereich neu bei Ebay oder beim Teile-/Schrotthandel kostet, ist das deutlich günstiger als der Pfand- oder Kaufpreis für Gasflaschen, auch bei Propan.
Letztlich nutzt Puffer auch nicht viel, es kommt halt auf die Anwendung an. Der Kompressor hat eine gewisse LAufrelation von Füllarbeit und Abschaltedauer. Wenn ich noch 100 Liter dranhänge, muss er dreimal so lange laufen und wird deutlich heißer.
Vorteil: Kurze Stoßentnahmen (Schlagschrauber, Reifenmontiermaschine u.a.) sind besser gepuffert, da sie nur kurz viel Luft abfordern und der Kompressor dann nachliefern kann
Nachteile:
- Ein zu klein dimensionierter Kompressor holt sich bei einem solchen Betrieb auf Dauer den Tod. Das Material leidet einfach. Daher bin ich damals von meinem V4 Ölfrei mit 90 Literkessel auf den fetten Brummer umgestiegen. Bei dem V4 musste ich zweimal abdichten, weil einfach die Buchsen und Ventile durch den hohen Betrieb vorzeitig verschlissen. Heute steht er bei einem bekannten Kfz-Aufbereiter in der Werkstatt und liefert bei niedrigem Laufgeräusch sauberste Druckluft zum Ausblasen, für Beilackierungen u.v.m.
- Selbst zum Reifen aufblasen o.ä. musst Du eine riesige Luftmenge erstmal erzeugen und komprimieren, bis man den benötigten Druck erreicht hat. Klar kann man wieder die Zusatzkessel mit einem Sperrschieber trennen und nur bei Bedarf mitfüllen, aber das ist am Ende auch wieder Mehraufwand und auch Kosten für die Armaturen usw.
Letztlich gibt es nur ein paar Strategien, wo sowas Sinn macht:
Am Ende entgegengesetzten Ende eines längeren Leitungssystems, oder in der Mitte, kann ein Puffertank ein guter Ausgleich sein, damit im ganzen Leitungsnetz ausreichende Luftreserven vorgehalten werden. Sonst geht am entferntesten Punkt der Schlagschrauber in die Knie. Hierzu reichen aber schon kleine Puffer ab 30 Liter oft aus.
Über den Daumen ist das Kesselvolumen mal die Barzahl etwa das gespeicherte Gesamtluftvolumen. Ich kann also das Kesselvolumen vergrößern und die o.g. Nachteile in Kauf nehmen, oder ich kann den Druck entsprechend einstellen.
Oder ich erhöhe den Druck im Hauptkessel so, dass ich die Luftreserve über den Zusatzdruck aufbaue.
Das kann man dann auch umdrehen:
Mein Kompressor "kann" 10,5bar, dann schaltet er ab. Ich habe ihn stet auf 7,5bar heruntergedreht, weil mein maximal benötigter Druck bei etwa 5,5-6,5bar liegt. Laut Boge spart man etwa 8-10% Energie um jedes Bar, das man niedriger stellt. Mach bei mir fette 25% Ersparnis aus, da der Kompressor nicht am Ende gegen einen immer weiter steigenden Druck eine immer kleinere Luftmenge verpressen kann. Ich arbeite so also in einem viel besseren Wirkungsbereich des Kompressors.
Mit vernünftigem Druckluftwerkzeug (eben nicht aus dem Baumarkt) verbraucht man auch nur Bruchteile an Luft. Mit einem Güde und einem Rodcraft Schlagschrauber lief der aktuelle Kompressor einmal alle zwei Schrauben an, wenn ich Reifen wechsle. Mit dem Hazet Schlagschrauber läuft er nur noch alle 5 Schrauben an, das macht einen erheblichen Kostenunterschied!
Druckluft ist leider auch die teuerste und ineffektivste Art, Arbeitsleistung bereitzustellen. In Akkuzeiten, ich denke, jeder hat irgendein Akkusystem daheim um die 14-18V, kann man schon prima Ersatzgeräte kaufen und auf Druckluft weitestgehend verzichten. Ich hab sie halt noch, auch zum Plasmaschneiden und Lackieren, aber neu würde ich mir vielleicht das alles gar nicht mehr so kaufen.
So, ich war heute bei einem Aerotec Servicepartner in Rodgau (druckluftteile.de). Ging schnell und schmerzlos, hat mich nur ein Trinkgeld und das Teil (rund 20€) gekostet. Kompressor läuft also wieder :-D
Wie geht es nun weiter?
Ich habe mich nochmal intensiv mit dem Gedanken beschäftigt, einen neuen Kompressor zu kaufen. Es reizt auch, insbesondere der Umstieg auf einen leiseren 380V Kompressor. Aber:
Aktuell werde ich das erstmal aufschieben und das Geld voraussichtlich in ein professionelleres WIG-AC/DC Schweissgerät mitinvestieren. Aktuell arbeite ich ja mit dem
Stahlwerk DC WIG 200 Puls S, ein tolles Gerät und sehr solide. Aber es hat einen absolut entscheidenden Nachteil, wie ich heute wieder festgestellt habe:
Ich bekomme durch die analoge Schalteranzeige einfach nicht die Einstellungen wiederholgenau hin, was mich jedesmal wieder ein Werkstück kostet, oder, wenn ich dran denke, zur Probeschweißung aufhält. Da ich nicht alleine mit dem Gerät arbeite, wird es nunmal hier und da innerhalb meiner Projektspannen verstellt. Wenn man alleine arbeitet, ist es ein makelloses und sehr gutes Gerät!
Daher werde ich mir das Geld für den Kompressor aktuell lieber sparen und das in eine Neuanschaffung eines WIG AC/DC Geräts fließen lassen, war heute schon kurz im Gespräch mit Teamwelder aus Koblenz. Mal schauen, was und wann sich da was ergibt, bei den Preisen wird mir immer schwindlig. Aber es ist es wert und ich werde Euch dann auf dem Laufenden dazu halten!
Eure Tipps und Empfehlungen sind nicht umsonst, vielleicht stelle ich auch den Aerotec in dem aktuell guten Zustand mal zum Verkauf. Wenn sich ein guter Preis ergibt, packt man noch was drauf und schon hat man doch einen Gieb :-D
Lieben Dank an Euch alle für die vielen Ideen und Ratschläge!