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Fragen rund um Stanley 7 und 62
#1
Hi,

nachdem ich am Wochenende mit meiner neusten Errungenschaft, einer Stanley Nr. 4, fast perfekte 45 Gehrungen hinbekommen habe, will ich noch tiefer in's Hobeln einsteigen.

Mir spukt seit Monaten die Idee durch den Kopf, eine Werkbank zu bauen. Ich möchte das Holz dafür selbst abrichten. Wenn ich richtig liege (korrigiert mich bitte), brauche ich für das Werkbankprojekt eine Raubank, also z.B. eine Nr. 7.

An meiner Nr. 4 gefällt mir der Einstellkomfort und die hölzernen Griffe. Von Stanley scheint es die aber nur mit Kunststoffgriffen zu geben. Stimmt das?

Außerdem sieht es so aus, als könnte man das Maul nur durch verstellen des Frosches (wenn er denn verstellbar ist) ändern, oder gibt es auch eine Variante, die das Maul über den vorderen Griff einstellbar macht? Auch das gefällt mir bei der Nr. 4 eigentlich gut.

Was mir bei der Nr. 7 fehlt, gäbe es bei der Nr. 62, die allerdings um einiges kürzer ist. Aus Eurer Erfahrung raus: wäre die 62 eine Alternative zur 7 oder ist sie zum Abrichten aufgrund der kürzen Länge eher nicht geeignet?

Sascha
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#2
Hi sashman,
Beim Abrichten zählt die Länge des Hobels oder die Fertigkeit des Handwerkers. Wenn man richtig gut ist, kann man auch mit einem kürzeren Hobel gute Ergebnisse erziehlen, wenn es einem gelingt tatsächlich nur dort Material abzunehmen, wo noch zuviel ist. Eine längere Raubank niveliert Unebenheiten durch die Lauflänge, der Meister durch sein Können mit dem Schlichthobel.
Ich habe bisher nur kürzere Bretter bearbeitet (max 60 cm). Da prüfe ich mit Aluvierkant und markiere die Stellen mit Straßenkreide. Bisher erreiche ich mit der Methode die Genauigkeit, die ich für meine Projekte haben will. Noch!!
Wenn ich mal Schränke baue, brauche ich wohl doch eine Raubank. Paul Sellers rät da zu Raubänken aus Holz, da sich ein Eisenkorpus beim Arbeiten durch Wärme oder Druck verziehen oder verbiegen kann. (Paul Sellers kritisiert jedoch auf sehr hohem Niveau. Er nimmt es da sehr genau). Ob das im Bastelkeller zum Tragen kommt, kann ich nicht beurteilen. Bei Holzhobeln soll jedoch nach der Arbeit das Eisen entnommen werden, damit die Keilung des Eisens den Hobel nicht weiter unter Spannung hält. Das heißt dann aber auch, jeden Tag neu justieren.

Zum #4: Stimmt! - Das Hobelmaul wird durch Verstellen des Frosches eingestellt. Beim 'Sweetheart' jedoch am Griff vorne.

Paul Sellers rät dazu, alte Hobel zu restaurieren, da sie in der Qualität wohl vielen preiswerten Produkten überlegen sind. (Er empfiehlt Hobel vor 1970 zu kaufen, da deren Qualität wohl noch nicht so sehr dem Gewinnstreben der Firma zum Opfer gefallen ist.) Auf dem deutschen Markt habe ich jedoch nur wenig alte Stanley- oder Record-Hobel gesehen und auf dem englischen finde ich sie recht teuer (+ Versandt).
Ich stehe da auf Hobel von Veritas: Schrupphobel fürs Grobe, Low Angle Jack Plane zum platt-Machen (381 mm), Nr. 4 zum Glätten. Die Qualität ist phantastisch - der Preis happig.

Beim Flachwinkelhobel ist der Bettungswinkel 12°. mit 25° Fase ist der niedrigste Schnittwinkel 37°. Weitere Schnittwinkel erreiche ich durch eine steilere Fase. 3 verschieden Eisen im selben Hobel ergeben 3 verschiedene Hobel. Das spricht für Flachwinkelhobel. Das Eisen ist recht dick und damit ist eine 25°-Fase eine ziemliche Schleifarbeit.
Beim normalen Veritas Nr. 4 gibts 3 verschiedene Frosche (40°, 45°, 50°). Der Umbau dauert ein wenig. Die Eisen sind dünner und werden normalerweise mit 35° + X angeschliffen. Da geht selbst das Umschleifen recht zügig. Außerdem ist ein Eisen, das steil eingebaut wird, effektiver zu verrrunden, um das Eintauchen der Schneidkanten zu verhindern. Das spricht für Fase-unten.

Zum #7 oder #62 kann ich nichts sagen, habe ich nicht, jedoch ist der #62 etwas kürzer als mein Low Angle Jack Plane. Ich würde ihn wieder kaufen, da ich mit der Qualität, Flexibilität und Schnittleistung sehr zufrieden bin.
Beim Stanley 62 liegt die Öffnung ungefähr im 1. Viertel der Hobelsohle, beim Veritas in 1. Drittel. Das heißt, dass der Veritas etwas weniger der Rundung des Holzes folgt als der Stanley und dadurch etzwas besser fürs Abrichten geeignet ist.

Grüße
... lieber machen, was ich nicht kann, als lassen, was ich kann.
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#3
Vielen Dank für die wirklich ausführliche Erläuterung!
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#4
Einen alten Hobel zu kaufen, finde ich eigentlich auch gut. Habe ich auch schonmal gemacht und bin auf die Nase geflogen. Ich habe schon mehrere Anläufe genommen, um in zu reparieren, aber so richtig läuft er immer noch nicht. Irgendwann bekomme ich das vermutlich hin, aber das Risiko ist mir zu groß, erneut in ein solches Problem zu laufen und dann mit zwei unbrauchbaren Hobeln dazustehen.

Es wird also ein neuer Hobel werden. Ich werde mir aber Zeit lassen mit der Entscheidung. Die Argumente für einen Low Angle Hobel leuchten mir ein. Diese Hobelvariante war mir auch schon vorher sympatisch.
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#5
Da spricht der Experte in Sachen Hobel. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Es gibt bei EBay übrigens durchaus Stanley oder Record Hobel mit Holzgriffen. Die sind in Details etwas anders aufgebaut, spielen aber preislich auch in einer ganz anderen Liga.

Ich schaue ebenfalls gerne nach alten Hobeln von Stanley, Record oder Presston. Da gibt es gerade auf dem englischen Markt oft genug gut erhaltene Exemplare zu relativ mäßigen Preisen. Die höheren Versandkosten schrecken mich dabei nicht so sehr.
Liebe Grüße
Andreas


Man kann es gar nicht vermeiden täglich hinzuzulernen!

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#6
Wie Herr Abeler schon schrieb, die neueren Stanleys kommen nicht mehr an die Qualität der alten aus den 70ern und älter ran. Deswegen würde ich da die Finger von lassen.

Alte findet man zwar, aber selten hier auf dem deutschen Markt. Natürlich kann man sie mit einem Ebay-Account aus UK auf dem englischen Markt kaufen (noch...) und dann aufarbeiten. Das Prozedere ist aber mühsam, und die Hobel sind, seit Paul Sellers auf der Youtube-Bühne erschienen ist, mittlerweile ziemlich teuer geworden. Wen Du den Aufwand nicht scheust und nicht auf den Cent gucken musst, kann das englische Ebay aber eine Alternative sein.

Neben Paul Sellers schaue ich sehr gerne die Videos von Rob Cosman. Der schwört auf Lie Nielsen, was sehr teuer ist, und auf Woodriver Hobel, die er anscheinend zum Teil mitentwickelt oder zumindest die Entwicklung durch Tests begleitet. Die Hobel sind deutlich günstiger als die Lie Nielsen- oder Veritas-Hobel, aber immer noch ziemlich happig. Man kann sie aus Amerika importieren oder aber in UK bei einem Händler kaufen, wie ich kürzlich gesehen habe. (Wenn Du planst, eine Werkbank zu bauen, schau Dir mal die aktuelle Reihe der Rob Cosman Videos zum Thema Bench resurfacing an, da wird klar, dass neben einer langen Rauhbank auch kürzere Hobel für eine Werkbankoberfläche notwendig sein können). 

Günstiger und, wie ich zumindest finde, preiswerter sind die Eigenmarken-Hobel von Dictum und Dieter Schmied. Mit Ausnahme von meinem Grund- und meinem Kombinationshobel nutze ich ausschließlich die von Dictum in verschiedenen Größen und bin für meine Anwendungsfälle sehr zufrieden. Ich habe mir z.B. gerade ein/e Shooting Board/Bestoßlade für den 62er gebaut, funktioniert einwandfrei.

Egal wie Du es machst, ob alt, ob neu, ob teuer oder günstig, viel Spaß beim Hobeln!

Gruß
Peter
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#7
Ich habe jetzt ein paar (noch nicht alle) der Resurfacing Videos vomn Rob Cosman gesehen. Danke dafür, das ist sehr interessant. Man kann zwar diverse solcher Videos schauen, aber enddeckt immer noch was neues.

Die Woodriver Hobel habe ich mir auch mal angeshen, aber die leigen auch weit außerhalb meines gesetzten Budgets. Der Dictum Nr 7 passt da noch so gerade rein und macht auch (soweit man das von Bildern beurteilen kann) einen guten Eindruck.

Das man mit nur einem Hobel beim Werkbankbau nicht auskommt, hatte ich mir schon gedacht. Auf der anderen Seite sind Cosman, Sellers und Co auf einem Niveau unterwegs, das ich vermutlich wenn überhaupt in Jahren erreichen werde. Mein Ziel ist erstmal eine Möglichkeit zu haben, die Balken !mir möglichst! plan zu bekommen, damit das Verleimen für den Werkbanbankbau gut wird. Das ist sicher etwas schwammig ausgedrückt und ich werde da auch mehr Sorgfalt einfließen lassen, als das jetzt danach klingt, aber mit dem Anspruch einer nicht vorhandenen 40-jährigen Erfahrung die Sache anzugehen, ist unrealisitisch. Am Ende hoffe ich eine passable Werkbank zu haben. Einen Lernerfolg werde ich so oder so haben. JACKA! Wink

Aber zurück zum eigentlichen Thema und zusammenfassend: die Entscheidung für die Dictum #7 ist zwar nicht gefallen, weil ich mich noch weiter damit beschäftigen möchte, aber eine deutliche Tendenz ist da.

Sascha
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#8
(16.04.2019, 09:38)sashman schrieb: ....  aber mit dem Anspruch einer nicht vorhandenen 40-jährigen Erfahrung die Sache anzugehen, ist unrealisitisch. Am Ende hoffe ich eine passable Werkbank zu haben. Einen Lernerfolg werde ich so oder so haben. JACKA! ...

Sascha, genau so ist es. Im Internet sind die Profis auf ganz anderem Niveau unterwegs. Ich denke, da werden wir (ich) nie hinkommen, weil wir eben im Hobbybereich arbeiten ...

Ich habe mir im Internet eine Holz-Rauhbank gekauft, weil ich eben erst einmal schauen wollte, wie so ein Ding zu handhaben ist. Scharfes Eisen und gute Einstellung vorausgesetzt, eine feine Sache. Ich habe zwar eine Weile zu tun gehabt, um die Sohle plan zu bekommen (das ist Grundvoraussetzung), aber jetzt kann ich schon längere Werkstücke gerade hinbekommen.

Irgend einer der Holzwürmer hier hat einen klugen Spruch als Signatur, so sinngemäß, dass teures Werkzeug noch keinen Fachmann macht oder so ... Genau so ist es.

Du wirst eine schöne, funktionelle Werkbank hinbekommen, da bin ich sicher. Auch ohne 40-jährige Erfahrung. Nur das zählt ...

Wolfgang
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#9
Wirst Du mit Nadelholz bauen?
Dann würde ich eigentlich den 62er bevorzugen.

Der 7er ist echt gut, aber um die Platte gerade zu bekommen wirst du eh erstmal quer bzw diagonal hobeln.
Und das ist auch mit den 62er gut möglich.
Davon abgesehen kannst du später mit dem flachwinkler doch mehr anfangen, imho
In Deutschland werden 320.000 Coffee to Go Pappbecher weggeworfen. Pro Stunde!
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#10
Eigentlich versuche ich gerade mal kein Nadelholz zu verwenden, aber ich fürchte darauf wird es hinauslaufen, da alles andere meiner Sparsamkeit wiederstrebt.
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