29.11.2019, 17:11
Hallo,
anders als für mich üblich, möchte ich Euch auf meinem Weg zum fertigen Projekt -einem Klavierhocker- von Beginn an mitnehmen. Ich mache das sonst deshalb nicht, weil mir das zu stressig ist. Ich fühle mich dann immer im Zugzwang, weiterzumachen. Da der Hocker aber für meine Tochter ein Weihnachtsgeschenk werden soll, habe ich sowieso eine Deadline. Also, auf geht's. Lasst uns Basteln...setzt Euch in meine Werkstatt mit einem Kaltgertränk Eurer Wahl und genießt die Show
Ich habe mir als erstes eine Skizze gemacht, damit ich eine ungefähre Vorstellung vom fertigen Projekt bekomme:
Der Hocker wird rechteckig mit sich nach unten verjüngenden Beinen. Die Beine werde über Bretter verbunden, die mit einer Schwalbenschwanzverbindungen gehalten werden. Bestenfalls wird alles so dimensioniert, dass unter der Sitzfläche ein kleines Staufach entsteht, in das man Notenblätter legen kann. Dafür soll die Sitzfläche klappbar werden. Meine Frau wird (wenn alles nach Plan läuft) die Sitzfläche polstern und mit Leder beziehen.
Die Herausforderung in dem Projekt sehe ich hauptsächlich in zwei Aufgaben:
1) Die Beine müssen an zwei Seiten schräg abgeschnitten werden.
2) Die Schwalbenschanzverbindungen sind für mich in der Form auch noch nicht dagewesen.
Beides ist machbar, aber spannend.
Ich habe (mal wieder) Ewigkeiten gebraucht, Holz auszuwählen und einen Holzlieferanten zu finden. Ich habe mich letztlich für Kirschholz entschieden und mir 4 Kantel (10x10x50cm) bestellt:
Sehen eigentlich ganz gut aus, sind aber natürlich nicht winklig. Das Brett für die Sitzfläche und den Staufachboden (sofern ich ein Fach realisiere) werde ich allerdings aus billigerem Holz machen und funieren.
Da ich keinen Abricht- oder Dickenhobel habe, ist Handarbeit angesagt. Das müsste ich eigentlich als Punkt (3) der obigen Liste hinzufügen. Ich habe das auch dann direkt bei einem der Kantel ausprobiert:
Dazu habe ich mir zwei angrenzende Seitenpaare ausgesucht, die möglichst wenig von 90 Grad abwichen und dann einfach mal drauf losgehobelt. Eigentlich ging das erstaunlich gut. Vor alle mit dem 7er Hobel: über die Längsachse war an einer Seite ein Bogen (Mitte hoch) drin und der ging mit dem langen Hobel ziemlich gut weg. Das Stück ist jetzt nicht perfekt winklig, aber ausreichend gut, um weiter bearbeitet werden zu können.
Als nächsten Test habe ich die Schwalbenschwanzverbindung an zwei Reststücken ausprobiert. Von Hand. Mit der Säge....ohne Erfolg
Ok, der Schwalbenschanz war zu erkennen, aber das Gegenstück war eine Katastrophe...Fotos lasse ich lieber weg.
Also doch mit Strom. Ich habe einen passenden Fräser für meine Oberfräse. Den wollte ich schon seit längerem ausprobieren. Also habe ich den Schwalbenschwanz damit gefräst. Erst ein wenig Holz abgenommen und zwar bei gleicher Einstellung von beiden Seiten (damit alles schön mittig wird) und dann immer mehr in kleinen Schritten, bis mir die Demensionen nach Gefühl passten.
Dann habe ich das Gegenstück gefräst. Auch hier habe ich in Etappen die Nut (wenn man sie so nennen kann) immer ein kleines bisschen breiter gemacht, damit die Verbindung nicht zu viel Spiel hat. Die Nut ist auch nicht ganz so lang, wie der Schwalbenschwanz, damit das hintere Ende des eingesteckten Brettes die Nutz verdeckt. Stopped Sliding Dovetail eben... (Google übersetzt übrigens so: hörte auf, Schwalbenschwanz zu gleiten
)
Und so sieht der Rohling aus:
Ich habe die Ränder dann noch ein wenig nachbearbeitet und siehe da: Eigentlich ganz gute passform. Geht mit wenig Aufwand zu 90% rein. Die restlichen 10% brauchten ein wenig mehr Druck, aber ohne Gewalt. Wenn mir die echten Verbindungen auch so gelingen würden, wäre ich erstens zufrieden und zweitens hätte ich Leim gespart, weil das auch so bombig hält:
Bei genauerem Hinsehen sieht man natürlich ein paar Spalte. Ich habe das dann auch genauer analysiert und bemerkt, dass mein Reststück nicht ganz winkelig war (die Schulter des Schwalbenschanze ief etwas nach unten weg). Da muss es natürlich zu Spalten kommen, aber hier ging es ja auch nur um eine Konzeptprüfung. Mit dem Ergebnis kann ich leben und damit Punkt (2) gedanklich abhaken.
Als nächstes werde ich mich mit den anderen Kanteln beschäftigen und jeweils zwei aneinander grenzende Referenzflächen Hobeln. Sobald meine Bandsäge endlich im Keller und an Ort und Stelle steht, werde ich einen Prototypen für die Beine sägen. Darauf bin ich schon gespannt.
Also dann....bis zum nächsten mal.
Sascha
anders als für mich üblich, möchte ich Euch auf meinem Weg zum fertigen Projekt -einem Klavierhocker- von Beginn an mitnehmen. Ich mache das sonst deshalb nicht, weil mir das zu stressig ist. Ich fühle mich dann immer im Zugzwang, weiterzumachen. Da der Hocker aber für meine Tochter ein Weihnachtsgeschenk werden soll, habe ich sowieso eine Deadline. Also, auf geht's. Lasst uns Basteln...setzt Euch in meine Werkstatt mit einem Kaltgertränk Eurer Wahl und genießt die Show

Ich habe mir als erstes eine Skizze gemacht, damit ich eine ungefähre Vorstellung vom fertigen Projekt bekomme:
Der Hocker wird rechteckig mit sich nach unten verjüngenden Beinen. Die Beine werde über Bretter verbunden, die mit einer Schwalbenschwanzverbindungen gehalten werden. Bestenfalls wird alles so dimensioniert, dass unter der Sitzfläche ein kleines Staufach entsteht, in das man Notenblätter legen kann. Dafür soll die Sitzfläche klappbar werden. Meine Frau wird (wenn alles nach Plan läuft) die Sitzfläche polstern und mit Leder beziehen.
Die Herausforderung in dem Projekt sehe ich hauptsächlich in zwei Aufgaben:
1) Die Beine müssen an zwei Seiten schräg abgeschnitten werden.
2) Die Schwalbenschanzverbindungen sind für mich in der Form auch noch nicht dagewesen.
Beides ist machbar, aber spannend.
Ich habe (mal wieder) Ewigkeiten gebraucht, Holz auszuwählen und einen Holzlieferanten zu finden. Ich habe mich letztlich für Kirschholz entschieden und mir 4 Kantel (10x10x50cm) bestellt:
Sehen eigentlich ganz gut aus, sind aber natürlich nicht winklig. Das Brett für die Sitzfläche und den Staufachboden (sofern ich ein Fach realisiere) werde ich allerdings aus billigerem Holz machen und funieren.
Da ich keinen Abricht- oder Dickenhobel habe, ist Handarbeit angesagt. Das müsste ich eigentlich als Punkt (3) der obigen Liste hinzufügen. Ich habe das auch dann direkt bei einem der Kantel ausprobiert:
Dazu habe ich mir zwei angrenzende Seitenpaare ausgesucht, die möglichst wenig von 90 Grad abwichen und dann einfach mal drauf losgehobelt. Eigentlich ging das erstaunlich gut. Vor alle mit dem 7er Hobel: über die Längsachse war an einer Seite ein Bogen (Mitte hoch) drin und der ging mit dem langen Hobel ziemlich gut weg. Das Stück ist jetzt nicht perfekt winklig, aber ausreichend gut, um weiter bearbeitet werden zu können.
Als nächsten Test habe ich die Schwalbenschwanzverbindung an zwei Reststücken ausprobiert. Von Hand. Mit der Säge....ohne Erfolg

Also doch mit Strom. Ich habe einen passenden Fräser für meine Oberfräse. Den wollte ich schon seit längerem ausprobieren. Also habe ich den Schwalbenschwanz damit gefräst. Erst ein wenig Holz abgenommen und zwar bei gleicher Einstellung von beiden Seiten (damit alles schön mittig wird) und dann immer mehr in kleinen Schritten, bis mir die Demensionen nach Gefühl passten.
Dann habe ich das Gegenstück gefräst. Auch hier habe ich in Etappen die Nut (wenn man sie so nennen kann) immer ein kleines bisschen breiter gemacht, damit die Verbindung nicht zu viel Spiel hat. Die Nut ist auch nicht ganz so lang, wie der Schwalbenschwanz, damit das hintere Ende des eingesteckten Brettes die Nutz verdeckt. Stopped Sliding Dovetail eben... (Google übersetzt übrigens so: hörte auf, Schwalbenschwanz zu gleiten

Und so sieht der Rohling aus:
Ich habe die Ränder dann noch ein wenig nachbearbeitet und siehe da: Eigentlich ganz gute passform. Geht mit wenig Aufwand zu 90% rein. Die restlichen 10% brauchten ein wenig mehr Druck, aber ohne Gewalt. Wenn mir die echten Verbindungen auch so gelingen würden, wäre ich erstens zufrieden und zweitens hätte ich Leim gespart, weil das auch so bombig hält:
Bei genauerem Hinsehen sieht man natürlich ein paar Spalte. Ich habe das dann auch genauer analysiert und bemerkt, dass mein Reststück nicht ganz winkelig war (die Schulter des Schwalbenschanze ief etwas nach unten weg). Da muss es natürlich zu Spalten kommen, aber hier ging es ja auch nur um eine Konzeptprüfung. Mit dem Ergebnis kann ich leben und damit Punkt (2) gedanklich abhaken.
Als nächstes werde ich mich mit den anderen Kanteln beschäftigen und jeweils zwei aneinander grenzende Referenzflächen Hobeln. Sobald meine Bandsäge endlich im Keller und an Ort und Stelle steht, werde ich einen Prototypen für die Beine sägen. Darauf bin ich schon gespannt.
Also dann....bis zum nächsten mal.
Sascha