Hallo Ihr Lieben,
wir schon erwähnt haben wir gerade neu gebaut und alles mit FBH im EG und OG, Keller aber gänzlich ohne Heizung. Da der Vorlauf "nur" zwischen 23 und 31° lag im vergangenen Winter, ist also grundsätzlich ein Konvektionsheizkörper in meinem geplanten Werkstattkeller sehr schwierig. Da geht nur ein riesiger Trümmer von Wandheizkörper oder eine andere Art von Flächenheizung oder eben eine aktive Lüftung.
Diese habe ich schon in unserem letzten Miethaus ausprobiert, ein ungedämmtes Fachwerkhaus mit rund 130m², Heizung war eine Brennwerttherme mit Gas und eben 22er Heizkörpern, leider fachwerkbedingt oft nicht optimal positioniert und oft sehr klein. Entsprechend hoch war die Auslegung der Steilheit und daraus abgeleitet die Vorlauftemperatur. Dass wir da noch eine FBH an Ess-/Wohnzimmer als modernerem Anbau (Ende 90er Jahre) dabei hatte, der über einen Wärmetauscher entkoppelt lief, lassen wir mal hier weg.
Im ersten Winter verbrauchten wir rund 22.000kW/h an Gas, trotz zusätzlicher Bricketofenheizung und mehr als 960kg Holzbricketts. Weil die Wärmeverteilung in den Räumen sehr ungünstig war (oft war die Heizung an einer der Innenwände und gegenüber die Fenster, bei langen Kälteperioden zog die Kälte richtig mies durch die schweren Eichenbalken nach innen), wollte ich zunächst auch die Decken mit Ventilatoren ausstatten, in einer Mietwohnung aber schwer umsetzbar, zumal bei manchen Räumen die Deckenhöhe nur 2,10m betrug, da hätte ich mich geköpft.
Da ich aus meiner Wasserkühlungs-Bastelzeit noch viele große Pabst- und Ystech-Lüfter liegen hatte, teils noch mit passenden Gehäusen, baute ich die auf die Dianorm Heizkörper oben drauf. Ein 12-V-Netzteil, heruntergeregelt auf ca. 8-9V reichte vollkommen aus, wie ich dann herausfand. Pro Heizung hatte ich 3-5 solche Lüfter, der Stromverbrauch war kaum messbar, hörbar waren sie auch nicht. Offenbar war es auch gar nicht wichtig, die Zimmerluft umzuwälzen, das klappte wohl von alleine, sobald die Luftdurchströmung am Heizkörper dadurch beschleunigt wurde.
Sobald man das System aktivierte (insgesamt fünf Stellen in vier Räumen), sprang kurz darauf die Heizung an, weil die Temperatur des Rücklaufs deutlich absank. Das stabilisierte sich aber dann nach 2-3 Tagen schnell, wenn die Räume und auch die Gebäudemasse gleichmäßiger durchgeheizt war. Eine gegenüberliegende Wand war dann handwarm, vorher kalt.
Die Durchströmung und Auslegung des hydraulischen Abgleichs habe ich nicht geändert, aber den Vorlauf (im Gegensatz zur Empfehlung von wiedapp) sogar reduzieren können, die Steilheit sank von 17 auf 11-12, was uns deutlich Heizkosten einsparte! In den ganzen beiden Folge-Wintern blieb der Vorlauf unter 55°, im ersten Winter 2017/18 hatten wir da tagelang noch 65-70° gesehen.
Abgeschlossen habe ich die Heizkörperoptimierung im zweiten Jahr dann mit den Heizkörperthermostaten von AVM 301, die neuen mit E-Ink sind wirklich klasse und arbeiten adaptiv.
ACHTUNG FALLE:
Die erste Firmware von AVM für diese Thermostate war statisch, d.h. bei Heizbeginn um 8 Uhr öffnete es auch erst um 8. Irgendwann gab es ein unscheinbares FW Update und plötzlich spielte unsere Heizung verrrückt. Long story short: Da sowohl die Heizung wie auch die Heizkörperregler plötzlich adaptiv arbeiteten, vertrugen sich die beiden Systeme nicht miteinander. Ich stellte die Heizung also auf statische Anpassung und überließ den Heizkörperreglern von AVM die dynamische Anpassung. Das klappte ausgezeichnet.
Generell habe ich messen können, dass eine Nachtabsenkung meist nicht sinnvoll ist. Die Wiedererwärmung morgens frisst den Heizkostensparfaktor nachts mehr als auf. Wo es dennoch sinnvoll ist, im Bad:
Früher mit "Nachtabsenkung" (immer gemessen am Heizkörper, daher sind die Zahlen etwas höher):
5:30-22 Uhr: 23°
22-5:30 Uhr: 18°
Nach Optimierung:
5:30-12:00: 23°
12:00-22:00: 20°
Das sparte nochmal und wir fanden heraus, dass die Bausubstanz auch abends noch für ein angenehmes Bad warm genug ist. Die übrigen Räume senkten wir nachts gar nicht mehr oder höchstens um 1-2° ab, z.B. die FBH in Wohn- und Esszimmer. Das ist in jedem Objekt verschieden, bei uns damals sogar in jedem Zimmer, aber grundsätzlich gilt: Es darf sich nie "kalt" anfühlen, weder an der Wand noch am Boden oder im Raum in normaler Kleidung. Dann kann man nochmal versuchen, ob ein halbes oder ein Grad weniger auch noch geht, das stellt man dann dauerhaft ein. Die Räume lagen so, dass wir Küche und Schlafzimmer fast gar nicht heizten, aber wichtig ist, dass sich auch in sonst ausreichenden Räumen keine Kältebrücken an Fenstern oder Wänden bilden, Dann lieber im ganzen Haus ein halbes Grad rauf.
Ungünstig sind auch starke Schwankungen zwischen Räumen wie 16° in Schlafzimmern und 24° in Bädern, die oft nebeneinander liegen. Hier ist auch eine hohe Schimmelgefahr gegeben. Dann lieber auch hier die Temperaturen aneinander angleichen, bei uns waren das dann 18-19° im Schlafzimmer und 22° Echttemperatur im Bad. Da ich früher "Offenfensterschläfer" war, musste ich mich erst umstellen, heute im modern gedämmten KfW55 Haus geht es auch kaum noch anders, Schlaftemperaturen von 15-16° wären nicht realisierbar.
Nochmal zum Hinweis von wiedapp: Die Aussage ist technisch korrekt, da die Wärme ja transportiert werden muss. Das geht, vereinfacht gesagt, durch niedrigere Temperatur und schnellen Durchlauf, oder hohe Temperatur und langsamen Durchlauf. Setzt aber eben voraus, dass die Wärmeübergabe dazu optimal passt.
Und an der arbeitet man ja mit den aktiven Ventilatoren, daher kann, wenn die aktuelle Auslegung Vorlauf/Rücklauf korrekt ist, zumeist durch die Optimierung die Steilheit oder der Fußpunkt angepasst werden.
Bei uns damals: Vorlauf ca. 65°, RL 60°
Bei uns nach Anpassung: Vorlauf ca. 50°, RL 42°
Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme aus Januar oder Februar 2019, zeigt meiner Meinung nach aber recht gut die Wirkung.
Fragen gerne :-)