(10.01.2017, 09:42)vespadriver schrieb: Hi,
irgendjemand sagt einmal:" Kaufe dir immer das beste Werkzeug das du dir leisten kannst" [...]
Sorry, genau den Satz kann ich so einfach nicht stehenlassen!
Es kommt stets auf den Einsatzzweck an. Beispiel gefällig?
Für ein Gartentor zu schweißen kauf ich mir kein Schweißgerät von Fronius, sondern irgendeinen Tacker aus dem Baumarkt oder von Anbietern wie Stahlwerk. Okay, wenn es aus Edelstahl ist, sieht das auch wieder anders aus...
Das übrig bleibende Geld lege ich dann lieber in Dinge an, die ich häufiger verwende und an die ich einen hochwertigen Anspruch stelle. So hab ich mir letztes Jahr einen kleinen Traum erfüllt und meine geliebte Mafell TS55 gekauft, für
mich die beste Tauchsäge, die ich kaufen kann!
Hätte ich zum Einstieg ins WIG-Schweißen direkt ein Profigerät für über 2000€ gekauft, wäre das nicht möglich gewesen. Auch meine ebenso geliebte Bosch Oberfräse GOF1250 mit 32er Loch-Schienensystem (passend zur Tauchsäge...) wäre nicht drin gewesen.
So habe ich genau die Oberfräse, die ich haben wollte. Mit einer Festool wäre ich persönlich nicht glücklicher geworden, die fand ich nicht so schön zu bedienen. Die Bosch lag mir spontan gut und intuitiv. Die Mafell TS55 war ein bewusstes Upgrade von der Bosch GKS 65 mit Schienen. 1800W an einer Handkreissäge sind aber auch sexy und die Maschine hat richtig guten Biss. Aber beim Möbelbau ist sie keine Alternative für die Mafell. Und gegenüber der vergleichbaren Festool hab ich auch wiederum die Mafell deutlich besser und durchdachter erlebt, probiert habe ich beide und tendierte anfangs sogar eher zur Festool, weil ich die Marke schon kannte und daheim mit Vaters Säge schon oft arbeitete. Beim Probieren und im direkten Vergleich stellte sich die Frage für mich nicht mehr!
Damit hab ich einmal (aus meiner Sicht):
- Eine Premium-OF (~600€) verschmäht und eine "dämliche Bosch" (Zitat Fachhändler hier vor Ort) gekauft. Und dennoch Geld gespart.
- Eine Premium HKS (~550€) gelassen und mir in meinen Augen deutlich bessere Maschine gekauft (auch hier Fachhandel: "Mafell stellt nur groben Maschinenkram für Zimmerleute her, das taugt nix für Schrankbau usw."). Kosteten bei gleicher Ausstattung quasi das gleiche Geld.
- Ein billiges WIG-Schweißgerät für rund 380€ zum Kennenlernen und probieren. Inzwischen weiß ich, dass ich da auch mal ein Upgrade mache auf ein (gebrauchtes) Profigerät. Bis dahin muss ich noch sparen, kann aber schon viel Schweißen mit meinem Billigheimer und 5 Jahren Garantie, habe eine geniale Tauchsäge und eine Oberfräse, die mit super liegt und mir im Handling wesentlich angenehmer als diese Knaufdreher von Festool ist.
Fazit: Man kann sich eben nicht nur Premium leisten, der Preis sagt viel, aber eben nicht alles über die Qualität von Werkzeug aus. Und erst recht sagt der Preis nichts darüber aus, ob das Werkzeug für den von mir angedachten Einsatz das beste Preis-/Leistungsverhältnis hat. Das kann man letztlich immer nur selbst entscheiden.
Ich finde es erschreckend, wieviele Deppen sich jedes Jahr neue Samsung-Smartphones, Tablets oder iphones leisten und dann bei Werkzeug oder gar Schutz/Sicherheitsausstattung sparen ohne Ende. Klar kann ich an eine Einhell nicht die gleichen Ansprüche stellen, wie an ein Gerät von einem der Premiumausstatter. Andererseits haben wir auch schon bei den Tischbohrmaschinen diskutiert und festgestellt, dass eben auch Profiausrüster wie die Firma Holzmann Chinakracher mit dem eigenen Logo labelt und nur die obere Preisklasse "wirklich" passt.
@Sebastian: Mit dem Rest hast Du ja recht! Mir gefiel nur dieses häufige Einstiegszitat nicht und ich stimme aus beschriebenen Gründen auch nicht zu 100% mit Michaels Video hinsichtlich Werkzeug überein. Letzte Anschaffung war die Holzmann Tischbohrmaschine. Bei dem Preis habe ich eben aber auch nicht den gleichen Anspruch, wie ich ihn an eine Flott gehabt hätte. Will ich mehr, muss ich gleich investieren oder später ein Upgrade machen. Bis dahin kann ich aber schonmal arbeiten. Und viele Billigheimer sind eine bessere Basis, wenn man sie einstellt und ein wenig dran schraubt, als ein Mittelklassegerät für viel Geld. Bei dem Preis von der Holzmann hab ich keinen Schmerz, an dem Teil mal nen Bohrer anzusetzen, was umzubauen oder anders zu verkabeln. Die packe ich mit Sicherheit nie wieder in nen Karton auf Garantie und sende sie ein
Noch ein Nachtrag sei gestattet: Man darf natürlich nicht günstiges Werkzeug als Referenz nehmen! Wer sich ne Einhell Kreissäge kauft, schief und schepp sägt und anschließend in Abrede stellt, dass man daheim je einen vernünftigen Schrank bauen kann, weil das nur der Schreiner mit Plattensäge kann, hat ja auch einen an der Waffel.
Für mich gilt meist: Vom Profigerät ausgehend, kann man gut die Kompromisse abschätzen, die man mit einem günstigeren Gerät eingeht. Und nichts geht über praktische Versuche. Sonst hat man sich eine Meinung angeschafft, aber keine Ahnung, wovon man spricht!